Poxymedon

Trompete / Sopranposaune / Flügelhorn / Musikwissenschaft / Songwriting

Sopranposaune

Sopranposaune / Diskantposaune / Zugtrompete / Slide Trumpet / Soprano Trombone

Alle diese Namen bezeichnen das gleiche Instrument. Einen neuen Namen habe ich scherzhaft in meinem Text Anfängerpraxis für die Sopranposaune (s.u.) erfunden: Posete, als Zwittername zwischen Posaune und Trompete. Die Sopranposaune hatte sich aus der Zugtrompete entwickelt, woraus sich wiederum die Posaunen generell entwickelt hatten. Welchen Namen man für das Instrument verwendet, hängt von bautechnischen Details ab, die mit dem Klang des Instruments zu tun haben. Sopranposaunen klingen deutlich nach einer Miniposaune (weiterer Schallbecher, größere Mensuren, mitunter sogar tieferes Mundstück), währen Zugtrompeten viel eher nach einer ventillosen Trompete Klingen (enger Schallbecher, schlankere Mensuren). Da wegen des erforderlichen kleinen Mundstücks regulär nur Trompeter dieses Instrument spielen können, müssen diese sich entscheiden, welchen Klang sie brauchen oder bevorzugen – mehr Posaune oder mehr Trompete? Danach richtet sich der Kauf.

Die Sopranposaune ist ein exotisches, eigentlich seit fast 300 Jahren ausgestorbenes Instrument. Als 100%iges Zwitterwesen zwischen Trompete und Posaune, das normalerweise weder Trompeter noch Posaunisten spielen bzw. erlernen können, weil beide Musiker die jeweils andere Technik grundlegend neu lernen müssen, führt es ein kümmerliches Schattendasein (z. B. als Scherzartikel in Karnevalszügen und Komikshows), obwohl es ein vollwertiges, den aktuellen Erfordernissen genügendes Instrument ist. Ich habe mich auf diesem Instrument professionalisiert und spiele es seit 2005. Meine Bläserparts im Song Ich zahle keine GEZ-Gebühr sowie Ich will dir näher sein habe ich damit eingespielt.

Die Sopranposaune wird weltweit von keiner Handvoll Profimusikern geblasen (zu denen ich mich selber zähle), deren Webseite ich deshalb unten aufliste, weil ich zur Wiederbelebung und Bekanntmachung dieses Instruments beitragen will. Wer sich selber noch zu einem professionellen Sopranposaunenspieler rechnet und eine eigene Webseite hat, gibt mir bescheid und ich werde ihn oder sie unten in der Liste eintragen. Zugtrompeten (und nicht Sopranposaunen) werden von einigen Herstellern gebaut: führend Jupiter, dann Weril, Markstein, Reisser, Stagg und Thomann. Diese taugen aber alle nicht als Profiinstrument, sondern sind nur für Einsteiger und Neulinge geeignet, die dieses Instrument ausprobieren wollen und noch nicht wissen, ob sie dabei bleiben wollen. Im mittleren bis hohen Preisbereich (ca. 1000-2000,-€) mit einem guten Instrument liegen die Firmen Kanstul und Miraphone. Die einzigen professionellen Instrumente weltweit werden von den Firmen Thein und Laetzsch gebaut, beide in Bremen ansässig.

Transposition & Schlüssel

Hier nur ganz kurz das, was ausführlich in den Einführungstexten für die Sopranposaunen steht: Grundstimmung in B = wie Trompete in B = TRANSPONIEREND in B im Violinschlüssel! Da nur TrompeterInnen eine Sopranposaune spielen können und sowieso gewohnt sind, nach B zu transponieren, werden die Noten für die Sopranposaune also nicht klingend in C angegeben, sondern identisch transponierend wie die B-Trompete im Violinschlüssel. Die Tradition für die übrigen Posaunen, dass jene unabhängig von ihrer Grundstimmung (B oder F) nichttransponierend und gelegentlich im C-Schlüssel (Alt- und Tenorschlüssel) notiert werden, gilt (für Neukompositionen!) nicht für die Sopranposaune, weil keinE TrompeterIn einen C-Schlüssel lesen kann und das auch nicht können muss. Dies steht im Widerspruch zu diversen Veröffentlichungen vor allem für volles Posaunenensemble, wo die Sopranposaune mit C-Schlüssel notiert wird, weil davon ausgegangen wird, dass dieses Instrument allen Ernstes von Posaunisten gespielt würde. Das ist falsch.  Der Instrumentenwechsel zwischen Trompete und Sopranposaune muss ohne Notenwechsel möglich sein. Konsequenterweise sind alle von mir hier bereitgestellten Noten nach B transponierend im Violinschlüssel notiert.

Spezialsituation für den Bassschlüssel

Wer Sopranposaune mit originalen Posaunenkompositionen lernen will – etwa traditionelle Posaunenschulen – muss den Bassschlüssel lesen können und nur bei rein klassischen Kompositionen dann auch den Tenorschlüssel. Im Jazz wird nie der Tenorschlüssel benutzt, hier kann man diesen also umgehen. Da ich den Bassschlüssel sowieso schon fließend lesen konnte, habe ich einst mit meinem Posaunenlehrer direkt dessen Etüden und Noten übernehmen können und musste mich nur an eines neu gewöhnen: KLINGEND lernen! Das geht: Bassschlüssel klingend lesen und spielen lernen, wobei dann alles eine Oktave höher klingt, und Violinschlüssel transponierend nach B. Das dauert genauso lange mit der Umstellung, wie man Sopranposaune spielen lernt. Der ganz große Vorteil ist hierbei, dass vor allem im Jazz Etüdenhefte, Solotranskriptionen und Bigbandnoten unverändert übernommen werden können mit dem Zusatzwissen, dass die Sopranposaune nur eben eine Oktave höher klingt. Die ganzen Zugpositionen sind die selben wie bei Tenorposaunen. Einziger Nachteil bei Jazznoten: es können im hohen Register sehr viele Hilfslinien (4 und mehr) vorkommen, weil diese immer noch bevorzugt werden als dann doch mal ein Oktavazeichen (im Jazz unbekannt) oder der Violinschlüssel (ganz selten).

Sopranposaune mit oder ohne Quartventil?

Dass eine Sopranposaune aus der Fabrik (Billigproduktion) kein Quartvevntil hat, ist der übliche Standard. Das ist aber auch der Standard bei hochwertigen Sopranposaunen. Im Foto zu sehen ist das meistverkaufte Billigmodell von Jupiter ohne Quartventil, eine Zugtrompete. Gestimmt wird das Instrument durch Herausziehen des Schallbechers. Da es kein Ventil gibt, kann eine solche Sopranposaune durch Rotation des Schallbechers jederzeit für Rechtshänder oder Linkshänder im buchstäblichen Handumdrehen eingerichtet werden.

Zugtrompete ohne Quartventil

Wer ein Quartventil wünscht, muss sich ein Instrument anfertigen lassen, das von vorn herein eines hat, weil die Nachrüstung eines Quartventils teurer ist als der Neupreis jedes Fabrikinstrumentes und deshalb nicht lohnt. Die beiden oben genannten Firmen bauen ihre Sopranposaunen zunächst ebenfalls nur ohne (siehe deren Fotos) und nur auf Sonderwunsch mit Quartventil, dafür sind ihre Instrumente auch professionellen Anforderungen gewachsen.

Der Profimusiker sollte sich nur ein Instrument mit Quartventil anschaffen, das den großen Posaunen ebenbürtig ist, und am besten direkt darauf spielen lernen. Die Umstellung (erst ohne, dann mit Quartventil) ist eine unnötige Verzögerung des Lernerfolgs und führt dazu, dass das Quartventil – ähnlich wie beim vierventiligen Flügelhorn – nur in Ausnahmefällen benutzt wird, und das ist vergeudetes Spielvermögen. Diesen Umweg musste ich gehen, weil ich anfangs nur das oben abgebildete Instrument besaß und mir die Nachteile ohne eines und die Vorteile eines Quartventils erst Jahre später bewusst wurden. Meine Sopranposaune mit Quartventil sieht so aus:

Sopranposaune linksseitig

Da ich Linkshänder bin, musste das Originalinstrument von Thein, Nr. 1814, wegen der Ventilbedienung umgebaut werden. Das Ventil wird mit rechts gespielt, der Zügel mit links. Im Foto wurde das Rohrstück direkt an der rechten Hand zur Schonung vor Schweiß und Korrosion mit Klebeband umwickelt.

Ventiltyp

Traditionell wird ein Drehventil eingebaut. Ein Pumpventil eignet sich aber viel besser für die typischen Quetschtoneffekte mit halb gedrücktem Ventil, wie sie aus dem Jazz bekannt sind. Mit den anderen Ventiltypen, die speziell für die Posaune patentiert wurden (Thayer-Ventil, Hakmann-Ventil und andere), kenne ich mich nicht aus, weil es diese Ventilsysteme nicht an Trompeten gibt. Unten in der Textdatei für Quartventilsopranposaune wird das weiter vertieft. Zu bedenken ist vor allem, dass das Quartventil unabhängig von seiner Konstruktion auf gar keinen Fall – ebenfalls typisch für den Posaunenbau – ein Daumenventil sein sollte, weil der Daumen zum Trillern und Tremolieren völlig ungeeignet ist (wird im Text thematisiert). Die Mechanik sollte für den Zeigefinger konstruiert werden, wofür sich ein Pumpventil ebenfalls viel besser eignet als ein Drehventil.

Die wichtigsten Informationen zu diesem Instrument

 Da ich sehr gut Sopranposaune spielen und mit dem (zum Tritonus verlängerten) Quartventil genauso souverän umgehen kann, kann ich Posaune (egal ob groß oder klein) unterrichten und bin für Bläsersätze einsetzbar. Hierzu gerne mit mir unter „Kontakt“ am Ende der Seite Verbindung aufnehmen. Weitere Informationen in Textform und PDF-Dateien:

Internationale professionelle Sopranposaunisten:

Der renomierte Studiotrompeter Chuck Findley, der für ungezählte Stars seit Jahrzehnten auf deren Alben Trompete spielt, hat als Showeinlage mal die Sopranposaune/Zugtrompete gespielt, woraus ein Amateurvideo entstanden ist. Auf seiner eigenen Webseite ist nirgendwo ein Wort davon, dass er dieses Instrument Überhaupt spielt und so muss unterstellt werden, dass es bei dieser einmaligen Showeinlage mit der Sopranposaune als Gelegenheitsinstrument geblieben ist. Er zählt somit nicht zu den oben erwahnten professionellen Sopranposaunisten. Das selbe gilt für den Stimmakrobaten (Jodeln, Beatbox, Obertongesänge etc.) und Multiinstrumentalisten Mal Webb, der gelegentlich zur Sopranposaune greift, sie aber in der Ausführung als Slide Trumpet (Zugtrompete) spielt.

Zu erwähnen sind als Sopranposaunisten noch die Ausnahmeprofis James Morrison, der ein australischer Multiinstrumentalist, vor allem Blechbläser ist sowie Wycliffe Gordon, der sich als Jazzposaunist autodidakt auch das Sopranposaunespielen beigebracht hat. Für beide Musiker, die eben nicht den Standardposaunisten oder Standardtrompeter repräsentieren, gibt es beeindruckende Showvideos (blaue Namen anklicken).

Noten für die Sopranposaune

Erste Etüde für Sopranposaune mit Quart- bzw. TRITONUS-Ventil
Diese Komposition stammt von mir und ist ein sehr schwieriges, professionelles Duett für zwei gleich gebaute Sopranposaunen, die ein Quartventil haben. Der Stimmbogen des Quartventils muss zu einem Tritonus verlängert und herausgezogen werden.

Sopranposaune Tritonusventil

Ich habe dieses Duett für die normale Tenorposaune transponiert. Es ist deshalb so anspruchsvoll, weil ich meine experimentellen Erfahrungen mit allem, was in meinem Texst (s.o.) Lagenübersicht für Sopranposaune mit Quartventil seinen Niederschlag gefunden hat, hineinkomponiert habe: Tremoli, Triller, Primlegato, Glissandi in beiden Richtungen. Einen wichtigen Kommentar zu dieser Duettetüde sollte man sich noch zusätzlich zu den Noten herunterladen. Die Transposition für Tenorposaune ist möglicherweise bautechnisch gar nicht spielbar, was ich nicht besser wissen konnte, weil sich an jener die Quartröhre zwar herausziehen, nicht aber deshalb gleich auf einen Tritonus verlängern lässt. Stattdessen hat man sie ganz abgezogen, bevor das Tritonusintervall erreicht wird, was vom Herstellertyp abhängt. Problematisch ist das auch deshalb, weil sich bei großen Instrumenten die Rohrlängen sowieso proportional zur Grundstimmung vergrößern und deshalb wahrscheinlich für jede gewöhnliche Tenorposaune mit Quartventil eigene Rohrstücke angefertigt werden müssen, um überhaupt einen Tritonus spielen zu können. Das ist die billigste Erweiterung: zwei gerade Rohrstücke, die die nötige Verlängerung erzeugen, werden in der Blechbläserwerkstatt passgenau für das Instrument angefertigt und dann über die Enden des Quartbogens gesteckt, um dann erst in Instrument zurückgesteckt zu werden. Wie so etwas aussieht, kann man sich bei meinem Flügelhorn mit Quartventil ansehen, wo ich diese Zusatzröhren anfertigen ließ.

Transkription eines Solos: Working Week: South Africa
Das Solo wurde mit einer konventionellen Tenorposaune ohne Ventil gespielt, bewegt sich aber komplett im Sopranregister, so dass es ohne Tonverlust und Oktavierungen 1 zu 1 übernommen werden konnte. Ein Bravoursolo! Unten die dazugehörige Klangdatei (Ausschnitt).