Orchesternoten – Partiturabschriften für Trompete
Die hier abgelegten kostenlosen PDF-Dateien von Orchestertrompetennoten sind entweder persönliche Abschriften aus Studienpartituren oder Reinschriften aus den schon bei IMSLP (Archiv für hunderttausende Werke urheberrechtsfreier Noten von Komponisten aller Epochen) veröffentlichten kostenlosen Orchesternoten. Die hier bei mir abgelegten Trompetenstimmen sind alle einheitlich nach B und gelegentlich auch nach C und D transponiert (und in der selben Datei enthalten), wenn das durch die Tonartenwahl sinnvoll und das Tiefenregister technisch möglich war (die D-Trompete klingt eine große Terz höher als die B-Trompete und kommt in der Tiefe an absolute Grenzen). Noten, die hier zu finden sind, habe ich also selber so lange geübt, bis ich sie beherrschte, und sie dann mit CD als Konzertsimulation durchgespielt.
Gründe für solche Abschriften
Privater Freizeitspaß
Als Privatperson – auch als professioneller Musiker – ist ausgeschlossen , sich das Aufführungsmaterial von Orchesterwerken lebender oder toter Komponisten als Einzelstimme mieten oder gar kaufen zu können. Vermietet wird Aufführungsmaterial nur komplett, wenn ein Konzert nachgewiesen werden kann. Das gilt gleichfalls für Hobby- und Laienorchester (Schulorchester, Studentenorchester, Uniorchester, freies Sinfonieorchester usw.). Deshalb schreibe ich meine Favoriten, die ich zwar auf der Trompete spielen, aber niemals live aufführen werde, aus den Studienpartituren ab, transponiere sie passend nach B, C oder D und kann sie mit einer CD-Aufnahme in der Stereoanlage oder im Probenraum mitspielen. Das ist zu Übungszwecken sehr lehrreich, weil man sich wie in einem Orchester sitzend fühlt. Das ganze ist auf höchstem Niveau eines professionellen Orchestertrompeters. Das zeigt, was der Leistungsstand eines Orchestertrompeters ist, an dem man sich trompeterisch orientieren und messen kann. Da es kein Dirigat gibt, muss man anhand der CD-Aufnahme sehr gut mit dem Gehör arbeiten und das Notenbild sehr konzentriert beim Mitzählen erfassen. Das schult das musikalische Denken.
Nichtexistenz
In IMSLP werden grundsätzlich nur Noten veröffentlicht, für die das Urheberrecht nach 70 Todesjahren eines Komponisten abgelaufen ist. Manchmal werden ganze Partituren als PDF-Datei kostenlos zur Verfügung gestellt, zu denen aber die Einzelstimmen der Komposition fehlen. Wenn ich diese Kompositionen aber spielen will, tue ich das ja nicht aus der Partitur oder drucke sie mir ja auch nicht aus, schneide die Trompetenstellen aus, klebe diese Notenstreifen auf Papier und fülle die Seiten, in denen keine Trompete spielt, mit Handschriftergänzungen auf, sondern schreibe die ganze Stimme einschließlich unverzichtbarer Stichnoten zum Wiederfinden der Einsatzstelle ab, weil dann nichts fehlt und das ganze professionell sauber aussieht.
Unmöglich ist es aber, in IMSLP Noten von lebenden Komponisten oder denjenigen zu finden, die für ein abgelaufenes Urheberrecht noch nicht lange genug tot sind (z.B. Igor Strawinsky, Olivier Messiaen, Paul Hindemith, William Walton, Einojuhani Rautavaara, Hans Werner Henze, Witold Lutoslawski). Sofern mir diese Sinfonik zum Nachspielen gefällt, werden hier nach und nach Partiturabschriften der Trompetenstimmen abgelegt.
Qualitätsmängel
Es ist zwar ein Segen, von Kompositionen kostenlos Einzelstimmen und ganze Partituren zu bekommen, deren Urheberrecht abgelaufen ist, die Qualität der Noten ist aber leider sehr oft fragwürdig bis schlecht, teilweise Handschrift, und entspricht nicht automatisch den heutigen typografischen, musizierpraktischen Erfordernissen (z.B. durch viel zu eng gesetzte und zu kleine Akkoladen, zwischen die kein Fingersatz mehr passt, weil die Seite maximal voll werden soll). Es fehlen vor allem in den langen Pausen wichtige Stichnotenstellen anderer Instrumente, um frühzeitig wieder seinen eigenen Einsatz zu finden. Probleme macht das immer bei vielen Taktartwechseln und diffuser Rhythmik, wo die Zählzeiten unklar sind und gegen das Taktmetrum komponiert wurde (Debussy, Strawinsky, Schostakowitsch, Elgar etc.). Die abgeschriebenen Noten sind für den Privatbedarf oder eine tatsächliche Livedarbietung anstelle der mietbaren Noten geeignet. Vorteil der Abschrift: die Enharmonik wurde korrigiert, man kann beliebig Notizen ohne Bleistift eintragen (Dirigieranweisungen, Atemzeichen, Fingersatz, Wunschphrasierung usw.), die nicht wieder rausradiert werden müssen, oder man kann wichtige Stellen mit Leuchtstift markieren, was in Verlagsnoten unmöglich ist. Von Verlagsnoten müsste eine Arbeitskopie gemacht werden, in denen aber immer Bleistifteintragungen der VorgängerInnen drin stehen, die eben nicht wieder rausradiert wurden.
Histrorische Trompetenstimmungen
Kein Mensch mehr spielt heutzutage noch Trompeten in E (verlangt Giuseppe Verdi), in H (! wird von Johannes Brahms verlangt), in F (bei Claude Debussy und anderen) und in A (S. Rachmaninov, A. Borodin, P. Tschaikowsky, O. Respighi und viele weitere vor allem Osteuropäer), wie sie im 19ten und frühen 20sten Jahrhundert noch üblich waren – ganz davon abgesehen, dass selbst Orchesterprofis diese Instrumente alle nicht (oder nur noch in Ausnahmen zufällig) besitzen, um die Originalnotation spielen zu können. Die Noten müssen also sowieso transponiert werden, um sie mit heute gebräuchlichen Trompeten spielen zu können. Das macht aber niemand schriftlich, sondern nur durch Umlesen im Kopf, was sehr fehlerträchtig und schlecht zumutbar ist. Üblich sind heute für Solo, Kammermusik, Ensemble und Orchester B- und C-Trompeten und im Orchester gelegentlich noch D-Trompeten. Alle anderen Trompetenstimmungen sind ausgestorben, ungebräuchlich geworden, haben nur noch historischen Raritätenwert oder sind Privatvorlieben für den Solovirtuosen (z.B. die Es-Trompete, die nur für Hummels und Haydns Tp-Konzert möglicherweise noch original verwendet wird, wenn ein Tp-Solist darauf Wert legt, ansonsten aber nie).
Die häufigsten alten Stimmungen sind A und F. Noten für A-Trompete müssen für die B-Trompete einen Halbton runtertransponiert werden, Noten für F-Trompete eine Quinte aufwärts. Die Komponisten hatten ihrerzeit immer wieder auch keine Ahnung von den tatsächlich existierenden Bauformen und Spielweisen ihrer vorgeschriebenen Instrumente (man kann ja nicht alles perfekt wissen…) und komponierten drauflos, um hinterher erst die gewünschte Trompetenstimmung anzugeben, selbst wenn eine Trompete in H, E oder sonst irgend einer Stimmung nie gebaut wurde.
Trompetenwechsel im Stück
Heutzutage wechselt auch nicht mehr die Grundstimmung der Trompete während einer Komposition. Wer also Orchesternoten von IMSLP hat, in denen für die selbe Komposition mindestens zwei historische Trompetenstimmungen verlangt werden, die heute ungebräuchlich geworden sind, muss mindestens zweimal transponieren und ständig umdenken, weil man sich für die seltene Gelegenheit der Aufführung keine Spezialtrompete anschaffen wird. Teilweise wird innerhalb eines einzelnen Orchestersatzes ein Instrumentenwechsel vorgeschrieben (z.B. bei S. Rachmaninoff: Sinfonie Nr. 3 oder Die Toteninsel oder bei O. Respighi: Fontane die Roma, für nur wenige Takte Trompete in A), obwohl die selbe Stelle mit der bereits verwendeten Trompete weitergespielt werden kann und überhaupt nicht (mehr) nachvollziehbar ist, was sich der Komponist dabei gedacht hatte. In Strawinskys Geschichte vom Soldaten werden 3 verschiedene Trompeten verlangt, ebenso in der 4. Sinfonie von A. Dvořàk (in F, C und 2x D). Ich besitze jedenfalls schon Trompeten in B, C und D und möchte die Noten runterlesend üben können, ohne zu transponieren, denn niemals werde ich mir noch eine in F oder A anschaffen (alte Stimmungen), die man nie sonst braucht. HobbymusikerInnen haben eh nur die B-Trompete. Heute ist der Instrumentenwechsel nur noch für den Trompetentyp üblich: von normaler Trompete zu Piccolo oder vielleicht auch Flügelhorn, nicht aber mehr die Transposition. Entweder wird für die B- oder die C-Trompete komponiert.
Orientierung in den Trompetenstimmen
Die ganzen Noten sind darauf hin optimiert, sie ohne Dirigat mit CD des Orchesterwerks mitspielen zu können. Die Zeitstelle (eine gelegentliche Zeitangabe) hilft bei vorhandener Aufnahme als Zusatzangabe, den Einsatzzeitpunkt besser zu finden, um nicht immer eine Komposition komplett von vorne hören und Takte zählen zu müssen, falls man das ohne Partitur nur nach Gehör überhaupt schafft aufgrund der Stimmführung und Metrik. Man kann deshalb auch bei extrem langen Pausen vorspulen und sich an die Einsatzzeitpunkte herantasten. Die Zeitangaben sind selbstverständlich Näherungswerte, weil es von der konkreten Aufnahme abhängt, welches Tempo ein Dirigent gewählt hat.
Man kann mit diesen Abschriften auch anstelle des offiziellen Leihmaterials das Konzert spielen, weil sie alles enthalten, was auch in der Partitur steht mit dem Vorteil, dass man sie für Griffangaben, Atemzeichen und sonstige Anmerkungen mit Kugelschreiber und Leuchtstift beschriften kann und nicht nur mit Bleistift, der hinterher wieder rausradiert werden muss (was meistens sowieso keiner macht). Diese Noten sind immer blank, nicht durch unzählige Proben gegangen und enthalten somit keinerlei Bleistiftnotizen früherer Musiker.
Stichnoten: Um ohne Partitur und Dirigat Notenstellen wiederfinden und die Musik mitverfolgen zu können, werden erheblich mehr Stichnoten eingefügt, als in den originalen Orchesterstimmen des Aufführungsmaterials vorkommen. Das geschieht besonders bei ametrischer Musik und deshalb nahezu vor jedem Spieleinsatz, wenn primitives Taktezählen aufgrund der rhythmischen Verschleierung nicht mehr möglich ist. Außerdem werden die Stichnoten nach Phrase ausgesucht und nicht stupide 2-4 Takte vorher herausgeschrieben. Man hört einfach besser, wenn in einer Sektion (Holzbläser, Harfe, Klavier, Streicher, Schlagwerk, Blech usw.) eine Phrase beginnt, um sie mitzuverfolgen und findet viel besser seinen Einsetzzeitpunkt.
Die Noten sind ökonomisiert, das heißt:
- Enharmonik und Chromatik sind vereinzelt so angepasst, dass man die Noten für den Spielfluss noch besser lesen kann, auch wenn in der Partitur wegen der Harmonik enharmonische Intervalle stehen.
- Ganze Akkoladen, in denen Pause ist bzw. Stichnoten stehen, werden zur Erkennung und Platzersparnis auf 75% ihrer Größe abgebildet, statt nur die Stichnoten selbst verkleinert darzustellen. Das erleichtert die Übersicht.
- Wenn lange Pausen am Ende eines Satzes stehen und die Trompete ab dann nicht mehr zu spielen hat, werden diese Pausen nicht mehr ausnotiert (z.B. D. Schostakowitsch Sinfonie Nr. 8 Satz 4 und 5). Das habe ich aus IMSLP-Noten übernommen.
- Umgekehrt: wenn extrem lange Pausen am Anfang eines Satzes sind, bevor die Trompete zu spielen hat, werden diese nicht noch extra in Formteile und Abschnitte unterteilt, wenn sich die Taktart nicht ändert (z.B. D. Schostakowitsch Sinfonie Nr. 8 Satz 5). In diesen langen Pausenpassagen fehlen die Orientierungsziffern/-buchstaben, weil das für den pausierenden Trompeter irrelevant ist. Stattdessen werden vor dem ersten Einsatz Stichnoten über mehrere Takte eingefügt, die es im Leihmaterial möglicherweise gar nicht gibt, damit man mit CD ohne Dirigat die Stelle finden und mitspielen kann.
- Für zeitgenössische Musik, die immer ametrisch und hyperkomplex strukturiert ist, gibt es bisweilen eine zweite Akkolade, in denen Stichnoten stehen, damit jene nicht mit der Trompetenstimme optisch zu Stimmkreuzungen und Überschneidungen führen (z.B. Edgar Varèse, Witold Lutosławski)
- ganze Sätze, in denen die Trompete nicht spielt, werden entweder ignoriert (z.B. G. Host – Die Planeten: Venus, O. Messiaen: L’Ascension, letzter Satz), oder wie üblich mit „tacet“ angegeben (z.B. I. Strawinsky: Sinfonie in 3 Sätzen).
Stimmenverteilung: Falls nur eine einzige Stimme notiert ist, ist immer die (Solo-) Trompete 1 gemeint – außer, der Komponist wünscht eine andere Trompete, die dann auch abgekürzt angegeben wird. Bei zwei Noten am selben Notenhals spielt logischerweise immer die Tp1 oben, die Tp2 unten. Unisonostellen werden als a3 ausgewiesen und in seltenen Fällen, wenn Stimmen zusammengeführt werden, mit doppeltem Notenkopf bezeichnet (z.B. in Strawinskys Sinfonie in 3 Sätzen). Die Stimmführung mehrerer Trompeten ist nur bei komplexer Polyphonie in zwei Notensysteme untergebracht (z.B. Gustav Holst, Dimitrij Schostakowitsch, Claude Debussy). In allen Akkoladen mit nur einem Notensystem regelt bei zweistimmiger Polyphonie die Halsrichtung der Noten eindeutig, wann Trompete 1 und 2 zu spielen hat. Wenn es anders ist, z.B. Trompete 1 und 3 usw., wird das zusätzlich in den Noten angegeben. Diese Vorgehensweise spart erheblich Platz und Papier, weil alle Trompeter aus der selben Stimme spielen und mitverfolgen können, was die anderen machen.
Orchester
Claude Debussy: La Mer (3 B-Trompeten & 2 Kornette in B, original 3 F-Trompeten)
Gustav Holst: Die Planeten (4 B-Trompeten, ursprünglich bei IMSLP in C)
Igor Strawinsky:
Die Geschichte vom Soldaten (Tp in B), Feuerwerk/Feu d’artifice/Fireworks (3 Tp in B, C und D ), Sinfonie in 3 Sätzen (3 Tp in B)
Dimitrij Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 (3 Tp in B): 1. Satz, 2. Satz, 3. & 4. Satz, 5. Satz (die Einzelsätze sind keine Scans mehr, sondern direkte Exportdateien).
Olivier Messiaen: L’ascension (3 Tp in B und C)
Sergej Rachmaninoff: Sinfonie Nr. 1, 4. Satz (3 Tp in B)
Nur im vierten und letzten Satz wird eine A-Trompete verlangt, die heutzutage kein Mensch mehr besitzt und spielt. Die Noten aus IMSLP sind insofern „unbrauchbar“, denn selbst das Transponieren vom Blatt nur um einen Halbton abwärts für B-Trompete ist belastend und erhöht den Übeaufwand erheblich. Diese B-Stimme hat zwar 5# (transponierend in H-Dur, später nur noch 2#), muss aber nicht umgelesen werden.
Antonin Dvořàk: Slavischer Tanz Nr. 1 (2 Tp in B, original in F)
Es ist nicht zu fassen, dass Herr Dvořàk etwas kompopniert hat, das technisch unspielbar ist: in der Originalstimme für F-Trompete, die meiner Abschrift und Transposition vorangestellt ist, wird allen Ernstes ein f einen Halbton unter dem tiefstmöglich spielbaren Ton einer Trompete vorgeschrieben…!? Dieser Kompositionsfehler wurde in der Abschrift selbstverständlich getilgt. Wichtig: die Ordnungsbuchstaben waren Bleistifteintragungen und keine offiziell editierten Orientierungszeichen. Deshalb werden sie in originalen Druckausgaben nicht vorkommen.
Witold Lutoslawski: Konzert für Orchester (in Vorbereitung)
Ensemble
Edgar Varèse: Octandre
Die Originalstimme ist für C-Trompete vorgesehen. Leider gibt es seit 1924 einen Kompositionsfehler von Varèse, der für die C-Trompete einen tiefen Ton vorsieht, welcher den absoluten Tonumfang der C-Trompete unterschreitet. Dieser Ton ist ohne Oktavierung nur mit einer Bb-Trompete spielbar, weshalb die gesamte Stimme nach Bb transponiert wurde.
Mit der Abschrift der Einzelstimme für Trompete (in Bb) und gelegentlichen Stichnoten ist es nicht getan. Die Komposition ist satztechnisch so komplex und arhythmisch, dass jegliche metrische Orientierung verloren geht, wenn man nur seine eigene Stimme sieht. Deshalb habe ich ein Tripelsystem verwendet, in welchem unten kontinuierlich die Referenzstimmen der übrigen Ensembleinstrumente stehen und oben die eigene.